Das ABC-Poster im Kleinkindalter (2 bis 3 Jahre)
Geeignet für Kleinkinder:
Sobald das Kind schon ein paar Schritte laufen kann, kann das Spiel „Wo ist…? Da!“ erweitert werden: Wenn es z.B. eine Banane isst oder in einem seiner Bilderbücher entdeckt, fragen Sie: „Und wo ist noch einen Banane?“ und bitten es, diese auch auf dem ABC-Poster zu suchen. Das ist dann schon schwerer, weil das Kind sich dazu schon den Buchstaben als abstrakte Form in seiner Position im Alphabet gemerkt haben muss. So vermittelt sich schon ein erster Gesamtüberblick. Mit dem Formulieren von Mehrwortsätzen kann dieses Spiel dann weiter ausgebaut werden. Wenn Sie z.B. fragen: „Ahh, angelt der Affe eine Ananas?“ können Sie danach den Kopf schütteln und auf den Apfel deuten. Vielleicht kann das Kind dann schon selbst sagen „Nein, Apfel!“ oder Sie helfen ihm eben noch ein bisschen. Pflücken Sie eine Löwenzahnblume am Wegrand und vergleichen Sie sie mit der auf dem Poster. Dazu gehört dann eine kleine Geschichte vom Löwenzahn, der so gern in andere Länder reisen wollte und das dann auch als Pusteblume schaffte. Wenn dann andere Kinder zu Besuch sind, basteln Sie Löwenzahnblütenkronen für jedes Kind und zeigen sie den anderen die Krone im Buchstaben K auf dem ABC-Plakat. Danach deuten Sie vielleicht auf die Torte im T und fragen: „Na, wer hat jetzt Lust auf ein Stück davon?“
Anwendung für Eltern und Familie:
Das Wichtigste ist doch die Neugier auf das Leben.
Alles hat einen Namen und alles hat so wunderbar viele Eigenschaften. Nehmen Sie das Kind an der Hand und machen Sie mit, wenn es staunt. Es ist wunderschön, als Erwachsener noch einmal zu erleben, wie bunt auf aufregend auch der kleinste Gegenstand sein kann. Geben Sie dabei dem Kind immer auch die Gelegenheit, selbst seine Phantasie zu entfalten. Sagt es zum Beispiel mit dem beginnenden Ich-Gefühl etwas für den Erwachsenen Selbstverständliches oder Befremdliches, etwa: „Ich will nicht schlafen gehen!“ – nehmen Sie sich etwas Zeit, zeigen Sie ihm Begriffe auf dem ABC-Buchstabenposter, die mit dem Schlafen zusammenhängen, z.B. die Nacht und den Mond („Wann siehst Du die Sterne und den Mond?“) oder das Bett („In welchem Bettchen schläfst Du, schläft deine Puppe, schläft der Hund und der Vogel im Baum?“) und fragen Sie das Kind, was es denn glaubt, warum alle Lebewesen immer wieder schlafen gehen. Sie werden erstaunt und nicht selten beglückt sein über die Antworten. Kinder erzählen so ihre eigenen Bilder- und Buchstabengeschichten.
Lehrer und Erzieher:
„Die Denkentwicklung ist also verbunden mit der Entwicklung der Sprache, des kindlichen Spiels und der sozialen Beziehungen. In der Entwicklung des Wortschatzes lassen sich drei Phasen unterscheiden. Beim frühen Worterwerb (etwa ab dem 10. Lebensmonat) handelt es sich um assoziative Verknüpfungen im sozial-interaktiven Lernkontext. Diese Phase mündet mit ca. eineinhalb Jahren in eine ‚Benennungsexploration‘, einem schnellen Wortlernen für Objekte und Objektmerkmale, womit auch der Beginn der produktiven Grammatik einsetzt. Kinder dieses Entwicklungsalters sind in der Lage, Mehrwortsätze zu bilden und entsprechend ihren aktuellen Wahrnehmungen neue Wortschöpfungen herzustellen.“ Das ABC-Poster an der Wand gibt in dieser Phase der ersten sozialen Kontakte in der Früherziehung leicht mehreren Kindern gleichzeitig die Möglichkeit eines gemeinsamen Spiels mit der Vielfalt der Begriffe. Und setzen so Anregungen in mündliches Sprachhandeln um.
Psychologie
„Im zweiten und dritten Lebensjahr wird das Kind über die Mutter-Kind-Dyade hinaus in die soziale und kulturelle Gemeinschaft eingeführt. Um den ersten Geburtstag (zwischen zehn und fünfzehn Monaten) beginnen die Kinder mit dem Gehen und Laufen. … Enorme Fortschritte werden in der Denkentwicklung erreicht. In ihr vollzieht sich eine Entwicklung vom zunächst anschaulich-handelnden Denken in situativen aktuellen Bedingungen (zu Beginn des zweiten Lebensjahres) über eine zunehmend auf Vorstellungen (Bilder, zunehmend auch Schemata und Symbole) beruhendes bildhaft-anschauliches Denken (Ende des zweiten Lebensjahres) zu einem urteilenden-vorausschauenden Denken (Ende des dritten Lebensjahres).“
Quellennachweis
Für die psychologische Beurteilung nutze ich gern die Ausführungen von Prof. Dr. Helga Joswig, Institut für Pädagogische Psychologie der Universität Rostock. Sie ist approbierte Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendliche. Ihre Forschung liegt auf dem Gebiet der Lernmotivation und der Begabungsentwicklung im Kindesalter (s. wörtl. Zitate in „“): Phasen und Stufen in der kindlichen Entwicklung Online Familienhandbuch , abgerufen am 1.10.2015 (inzwischen wurde die Seite neu gestaltet).